Vision zur Realität – Teil 4

Juni 16, 2020

Vision zur Realität
– Von Kirsten Kuhnert (CDTC-Mitgründerin)

In einem Büro in Düsseldorf führte ich dann gemeinsam mit Kay Evers Gespräche mit denjenigen Kandidaten, die den Mut hatten, sich auf diese unglaublich anspruchsvolle Stellenbeschreibung einzulassen. Und damals sagte ich ihnen allen: „Fest steht nur, dass Ihr Arbeitstag rechtzeitig beginnt. Das Ende ist offen. “ Genau so war es dann auch. Wir fingen meist gegen 7 Uhr an, und wegen der fehlenden Logistik und des Arbeitspensums waren wir 12 Stunden später oft noch nicht fertig. Alle packten wirklich überall mit an! Telefon und Telefax, Staubwischen, das Reinigen von Fischeimern oder Desinfizieren von Hilfsmitteln, die Trainer gaben Training und die Therapeuten Therapie, und Familiengespräche dauerten wirklich stundenlang. Einen Therapiebericht schreiben, kostete die erfahrensten Kollegen oft 4 bis 6 Wochen - anders ausgedrückt, in der Verwaltung waren wir praktisch genial. Und weil sich für uns das CDTC schon wie Zuhause anfühlte, kam es sehr häufig vor, dass wir uns etwas zu essen kommen ließen und am Ende eines Arbeitstags von 12 oder 14 Stunden immer noch vor dem Büro saßen und den Tag bei einem guten Gespräch ausklingen ließen. Wir waren einfach nur eine Gruppe von Menschen, die motiviert und fest entschlossen waren, die Rehabilitationsgeschichte unserer Patienten ganz neu zu schreiben - auch wenn das lange Arbeitstage mit sich brachte.

Als dann die ersten Familien kamen, erhielten wir das dringend benötigte Feedback nach wochenlangem Training. Weil sie schon sehr erfahren in der delphingestützten Therapie waren, simulierten wir zwei Perioden einer regulären Therapie. Am zweiten Tag meinte dann einer der Väter: „Das ist jetzt wirklich das beste Angebot, das ich bisher erlebt habe. “ Ein hochgradig emotionaler Moment - alle, die dabei waren, erinnern sich immer noch daran, und wir arbeiten hart daran, es auch so zu halten.

Unserem Weg – Teil 3

Juni 16, 2020

Aus den Steinen, die wir auf unserem Weg antreffen, kann man Brücken bauen...
– Von Kirsten Kuhnert (CDTC-Mitgründerin)

…nun ja, die Brücke gab es natürlich schon: die Brücke, die das Festland mit der Sea Aquariumsinsel verband, die Dutch sich ausgedacht hatte.

Außerdem gab es da auch noch eine Handvoll ganz besonderer Leute, die intensiv am Aufbau eines Therapiezentrums arbeiteten, wie die Welt es so noch nie gesehen hatte. Eigentlich dachten wir uns alles von Grund auf selbst aus. Die Aufgaben wurden verteilt, jeder von uns war mit seiner eigenen Aufgabe beschäftigt, und so kam immer mehr Ordnung in das Chaos. 🙂

Schlaflose Nächte, endlose Telefongespräche, Besprechungen, Training, Organisation, Einkaufen, Umbau. Warum Umbau? Weil es die CDTC-Einrichtungen ja noch gar nicht gab. Darum beschlossen wir, den ehemaligen Foto-Shop des Sea Aquariums zu verlagern und den Platz für die ersten Therapieräume zu benutzen. Das heißt, wir beschlossen das, und „Dutch“ musste das dann bauen....

Wenn meine Erinnerung mich nicht trügt, war das erste wichtige Teil, das fertig war, dieser wunderschöne Delphintisch. Dieser wurde dann zum Mittelpunkt der weiteren Arbeit und steht auch heute noch in der Mitte der Therapieräume. An diesem Tisch sind wirklich unzählige wichtige Gespräche geführt worden!

Dann kam ein Punkt, im Januar 2004 glaube ich, an dem wir erkannten, dass wir für die Patienten, die zur Therapie anreisten, auch geeignete Unterkünfte finden mussten. In Düsseldorf gab es schon die ersten Familien, die ihre Therapie planten, darum wurde das nun wirklich dringend. Aber zum Glück gab es schon den Hotelkomplex Royal Sea Aquarium Resort, in dem wir nun die ersten Familien unterbringen konnten. Es war uns aber schon damals klar, dass das noch keine endgültige Lösung war. Natürlich waren Apartments und Standort wunderschön, aber für unsere Patienten mit großen Rollstühlen nicht wirklich barrierefrei und zugänglich. Darum zerbrachen wir uns den Kopf auf der Suche nach einer Lösung, oder zumindest einem guten Kompromiss - und das wie immer unter Zeitdruck. Zeit war wirklich ein Luxus, irgendwie hatten wir nie genug Zeit. Und auch diesmal war es Dutch, der einen praktischen Plan vorschlug. Aus 8 Zimmern im Lions Dive Hotel machte er in kürzester Zeit 4 Apartments. Er ließ Wände herausbrechen und Türen verbreitern, sorgte dafür, dass jedes Apartment ein behindertengerechtes Badezimmer erhielt, und verlegte das Esszimmer auf die Terrasse. Das war einfach genial .... und bestimmt nur auf Curaçao möglich.

Dadurch entstand auch eine Situation, in der die Familien in benachbarten Apartments wohnten und in engen Kontakt miteinander kamen. Wie man hörte, hat man dort viele gemütliche Abende in großer Runde genossen...Stück für Stück, aber auch ganz buchstäblich Stein für Stein, machten unsere Bemühungen, unseren Patienten eine unvergessliche, sorglose und erfolgreiche Zeit zu verschaffen, Fortschritte.

Das Unmögliche – Teil 2

Juni 16, 2020

Wer sich das Unmögliche zum Ziel setzt, bekommt nicht viel Konkurrenz...
– Von Kirsten Kuhnert (CDTC-Mitgründerin)

Genau diese Überzeugung hat Dutch, Rudy Pizziolo, Rudolf Jaeckle und mich selbst darin bestärkt, zu einem Abenteuer aufzubrechen. Daraus ist dann das Zentrum für Delphintherapie und -forschung in Curacao (CDTC) hervorgegangen.

Während Dutch für uns die Grundlagen aufbaute, damit wir so schnell wie möglich anfangen konnten, arbeitete Rudolf intensiv mit den Delphin-„Urvätern“ des CDTC (Nemo und Mateo), während ich selbst Besprechungen mit der ärztlichen Leitung der von Dolphin Aid über das Therapiekonzept führte.

Meine Aufgabe war es dabei, die Leute „verrückt“ zu machen, sie immer wieder an alles zu erinnern, woran wir denken mussten. Während dessen schrieb ich nachts die Stellenbeschreibungen für alle Leute, die wir brauchten. In Düsseldorf wurden Gespräche geführt, die die armen Anwärter wohl wirklich in Angst und Schrecken versetzten.

Wir wollten nämlich nur die bestausgebildeten, erfahrensten und motiviertesten Profis einstellen - und lustig sollten sie dann auch noch sein. Als wenn diese Mischung leicht zu finden wäre, mussten wir dann auch noch die Nadel im Heuhaufen finden, nämlich Personen, die mindestens fließend Niederländisch oder Deutsch und Englisch sprachen, die dazu bereit und in der Lage waren, auf einer Insel wie Curaçao zu leben -irgendwo in den warmen Gewässern der Karibik.

Während ich dies schreibe, kann ich mich noch ganz genau daran erinnern, wie spannend diese Pionierzeit war. Es fällt mir immer noch schwer, zu glauben, dass es die Leute, die wir gern haben wollten, nicht nur tatsächlich gab, sondern dass sie sogar dazu bereit waren, auf einer Insel zu leben, von der sie bis dahin vielleicht noch nie gehört hatten. Meine eigenen Kinder dienten ihnen dann als „Übungsmaterial“. Sie verliebten sich schnell in die Insel, die sie schon bald als ihr zweites Zuhause bezeichneten, und schlossen Freundschaften für das ganze Leben. Das Schiff, so nenne ich es nämlich immer noch, Sie kennen ja dieses eindrucksvolle Wahrzeichen auf dem Sea Aquarium-Park, wurde die meiste Zeit mein „Zuhause fern von Zuhause“, das ich mit allen Therapeuten in der Ausbildung, mit Praktikanten und einigen zukünftigen Trainern teilte.

Dutch hatte hinten im Schiff in Rekordzeit weitere Unterkünfte gebaut, für alle, die dort herumexperimentieren. Nun möchte ich Ihnen natürlich auch noch gern erzählen, wie es weiterging, als wir erkannten, dass es damals auf der Insel noch gar keine geeigneten Unterkünfte für unsere Patienten gab.

So hat alles angefangen – Teil 1

Juni 16, 2020

So hat alles angefangen
– Von Kirsten Kuhnert (CDTC-Mitgründerin)

Wie oft hört man doch den Ausdruck, dass die „Zeit wie im Flug vergeht“! Aber noch nie wurde mir das so deutlich bewusst wie jetzt, zum 15jährigen CDTC-Jubiläum. Und als ich neulich vom Dolphin Suites-Hotel zum Therapiezentrum lief, kam es mir vor, als befände ich mich auf einer Zeitreise. An den Tag, an dem mein Telefon um 10.00 Uhr morgens klingelte und ich eine mir völlig unbekannte Ländervorwahl sah, erinnere ich mich noch ganz genau. Der Anrufer war ein Fremder von der anderen Seite des Ozeans, der mit mir sprechen wollte - um 5.00 Uhr morgens in seiner eigenen Zeitzone! Auch wenn ich nicht genau weiß, wer ihm meine Nummer gegeben hatte, war das doch wirklich eine gute Tat. Von diesem Tag an telefonierten wir oft, meistens um 5:00 morgens. Und an einem schönen Novembertag kam ich zum allerersten Mal auf die Insel. Seitdem ist eine Menge geschehen. Dieser ,Fremde‘ war Adriaan Schrier, oft nur kurz „Dutch“ (der Holländer) gerufen, und die Vision, die er mir vor vielen Jahren erklärte, ist inzwischen Wirklichkeit geworden ... ja, sogar noch viel mehr.